Interdisziplinarität und der Anspruch, reale Problemstellungen in Stadt und Gesellschaft zu lösen, machen das Nürnberger LEONARDO zu einem Leuchtturmprojekt in puncto Innovation. Gegründet wurde es 2018 – Zeit für eine erste Zwischenbilanz, gezogen von Zentrumsleiterin Monika Hegner.
Das LEONARDO nennt sich „Zentrum für Kreativität und Innovation“. Was muss man sich darunter vorstellen?
Wir sind tatsächlich ein Zentrum – denn wir bringen Forschende und Studierende von drei verschiedenen Hochschulen zusammen, um gemeinsam an Projekten zu arbeiten. Von der Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm, der Akademie der bildenden Künste und der Hochschule für Musik Nürnberg. Sie haben das LEONARDO gemeinsam gegründet. Das ist wahrscheinlich einzigartig in ganz Europa.
Mehr Blogbeiträge im Bereich „Forschung & Wissenschaft“
Natürlich gibt es bereits Projekte, bei denen einzelne Kunstschaffende mit wissenschaftlichen Einrichtungen zu einem bestimmten Thema kooperieren, beispielsweise am renommierten Schweizer Forschungszentrum CERN oder mit der Entwicklungsabteilung von Bosch. Die Besonderheit von LEONARDO ist aber die auf Dauer angelegte und hochschulweite Zusammenarbeit einer Technischen Hochschule mit einer für Kunst und einer für Musik – und dass dafür ein eigenes Zentrum aufgebaut wurde. Wir sind also ein echtes Experiment.
Was für Projekte sind das, an denen im LEONARDO gearbeitet wird – und woher kommen die Ideen dafür?
Wir schreiben im regelmäßigen Turnus Projektaufrufe aus. Die Projektideen kommen von Lehrenden und Studierenden der Hochschulen sowie externen Partnern. Unser Team unterstützt die daraus entstehenden Projekte dann vielfältig – von der Frühphase der Ideenfindung bis zum Transfer in die Wirtschaft oder Gesellschaft. Diese Unterstützung ist ganz individuell auf das jeweilige Projekt zugeschnitten und geht über eine reine finanzielle Unterstützung hinaus. So übernehmen wir beispielsweise das Projektmanagement oder die Ausrichtung von Workshops. Auch helfen wir dabei, schon früh in der Wirtschaft oder bei Behörden und Institutionen die passenden Kooperationspartner zu finden. So wollen wir sichergehen, dass alle Projekte eine reelle Chance haben, später auch tatsächlich umgesetzt zu werden und einen echten Nutzen für die Gesellschaft zu erzeugen. Denn darum geht es ja: Innovationen Wirklichkeit werden zu lassen. Das ist der Kerngedanke des Bundesprogramms „Innovative Hochschule“, welches das Bundesministerium für Forschung und Bildung 2016 gestartet hat und das uns finanziert.
Inwiefern profitiert die Stadt Nürnberg oder die Region von LEONARDO-Projekten?
Es sind zwei Aspekte, von denen Nürnberg profitiert. Zum einen der nicht zu unterschätzende Imagefaktor. Denn als Kreativzentren werden in Deutschland eigentlich immer noch nur München, Berlin und Hamburg gesehen. Wenn ich dann auf nationalen oder europäischen Veranstaltungen erzähle, was in Nürnberg alles los ist – auch unabhängig von LEONARDO – sind alle immer ganz überrascht. Nürnberg Digital Festival, Creative Monday, Z-Bau und eben auch das LEONARDO, das sind alles sehr dynamische Innovationsoffensiven, die allmählich Nürnberg in die Reihe der innovativen Zentren Deutschlands aufrücken lassen. Unser großer Vorteil gegenüber anderen Regionen und Städten ist, dass die Hochschulen hier schon lange eine Anlaufstelle für Innovationssuchende aus Wirtschaft, Kunst oder Gesellschaft sind.
Ich erlebe es so, dass bereits tolle Netzwerke bestehen. Im LEONARDO sorgen wir nun zusätzlich für den Austausch zwischen den unterschiedlichen Fachdisziplinen und Netzwerken. Uns geht es darum, Rahmenbedingungen zu schaffen, die die Inspiration fördern und bei der Ideenfindung helfen. Wichtig sind dabei die Praxispartner, damit die Idee auch umgesetzt wird.
Zum anderen wählen wir die Projekte natürlich auch danach aus, ob sie der Gesellschaft und der Region einen konkreten Nutzen bringen. Zum Beispiel unterstützen wir in Zusammenarbeit mit städtischen Behörden ein Projekt zum Thema Obdachlosigkeit. Interessant ist auch das Thema „Architektur im öffentlichen Raum“, bei dem es um die Frage geht, wie sich öffentliche Plätze im Zuge des Klimawandels durch Beschattungs- und Beleuchtungstechnologien verbessern lassen. Da gibt es für Nürnberg mehrere Konzepte, eines davon soll auch als erster Prototyp getestet werden
Was steht als nächstes bei LEONARDO auf der Agenda und welche Zukunftspläne haben Sie?
Aktuell steht der Ausbau unserer Räumlichkeiten im Obergeschoss ganz oben auf der Prioritätenliste. Hier entstehen bis zum Herbst Labore, Werkstätten und Co-Working-Flächen, damit die Studierenden auch tatsächlich räumlich zusammenarbeiten können. Genau deren Vernetzung wollen wir in den nächsten Monaten stark forcieren – nicht nur über Ideen-Wettbewerbe und offene Experimentier-Labore, sondern auch über digitale Plattformen und Workshops.
Dann gibt es kontinuierlich die Ideen-Wettbewerbe. Parallel arbeiten wir daran, die Strukturen an den Hochschulen zu verbessern, die nötig sind, damit Projektanfragen von außen aufgenommen und von den richtigen Expertinnen und Experten bearbeitet werden können. Von Unternehmen, Behörden, Kliniken u. a.. Denn genau das wollen wir: Reale Probleme sollen von außen in die Hochschule getragen und dort im Idealfall gelöst werden. Ab 2021 sollen dafür zusätzliche Plattformen live gehen.
Wenn ich ein erstes Fazit ziehen soll, dann muss ich sagen: Wir sind sehr zufrieden. In der kurzen Zeit ist um das LEONARDO herum ein sehr starkes Innovationsnetzwerk entstanden. Wir haben den ersten Stein geworfen – und der zieht nun seine Kreise.
Passende Links zum Thema
- Offizielle Website des LEONARDO Innovationszentrum
- Aktuelle LEONARDO Projekte
- Innovationsorte: Wo Innovationen in Nürnberg gelebt werden
- Das Innovations-Ökosystem in Nürnberg wächst weiter
Titelbild: Ideen gemeinsam entwickeln im LEONARDO Nürnberg © LEONARDO
Schreibe einen Kommentar