Seit 50 Jahren im Untergrund: Nürnbergs U-Bahnnetz verbindet

Seit 50 Jahren im Untergrund: Nürnbergs U-Bahnnetz verbindet

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Mit einem Streckennetz von mehr als 37 Kilometern verbindet die Nürnberger U-Bahn aktuell 48 Bahnhöfe – Tendenz steigend. Gemeinsam mit Berlin, Hamburg und München gehört Nürnberg zu den lediglich vier Städten in Deutschland, die über eine eigene reine U-Bahn verfügt. Deutschlandweit ist Nürnberg derzeit sogar die einzige Stadt, die zwei fahrerlose, automatische U-Bahnlinien betreibt.

Friedrich Hantke_U-Bahnbauamt Nürnberg
Friedrich Hantke, Leiter des U-Bahnbauamts der Stadt Nürnberg – © F. Hantke

„Reine U-Bahnen zeichnen sich dadurch aus, dass sie kreuzungsfrei verlaufen und somit eine hohe Fahrplantreue aufweisen, da Sie unabhängig von jeglichen Verkehrsbeeinträchtigungen wie Ampeln, Staus etc., sind“, erklärt Friedrich Hantke, Dienststellenleiter des U-Bahnbauamts der Stadt Nürnberg. „Die Nürnberger U-Bahn ging 1972, kurz nach der Münchener U-Bahn, in Betrieb. Damals hatten wir hier einen Oberbürgermeister, der zwar keine Olympiade ausrichten musste, aber trotzdem hinter der bayerischen Hauptstadt nicht zurückstehen wollte“, sagt Hantke.

Die Technik im U-Bahnbau habe sich in den vergangenen 50 Jahren zwar deutlich verbessert, die Prozesse sind dagegen aber wesentlich bürokratischer geworden, erklärt der Tiefbauingenieur, der seit 1988 im regionalen und städtischen Bauwesen tätig und mit der baulichen Historie der Nürnberger U-Bahn bestens vertraut ist.

U-Bahnbau Lorenzkirche Nürnberg
Der Startschacht nördlich dem Nassauer Haus, von dem aus die U-Bahn-Bauer die schwierigen Bauarbeiten am U-Bahnhof Lorenzkirche im Jahr 1976 koordinierten. – © Bildstelle Hochbauamt

Während in den 70er und 80er Jahren zwischen der Planung über die Genehmigung bis zur Umsetzung von Maßnahmen oftmals nur wenige Jahre vergingen, gibt es heute deutlich mehr Faktoren bei Neubau- als auch Sanierungsmaßnahmen zu beachten. Heute wird viel mehr Wert auf bürgerfreundliche und umweltverträgliche Lösungen gelegt, um sowohl die Natur als auch die Anwohner zu schonen. Von der Vorplanung bis zur Fertigstellung eines Bauabschnitts vergehen so mitunter 15 Jahre.

U-Bahnbau in Nürnberg: Zahlreiche Neubauprojekte und umfangreiche Sanierungsmaßnahmen

„Nachdem im Jahr 1967 mit dem U-Bahnbau in Nürnberg begonnen wurde, sind nun die ersten Bauwerke 50 Jahre alt. Ich bin angetreten, um vom reinen Neubau vor allem auch auf Erneuerung umzustellen“, erklärt Hantke seine persönliche Mission. So sind es neben dem Ausbau des Streckennetzes zunehmend Sanierungsmaßnahmen, die er und sein Team vor allem in den beiden letzten Jahren in Angriff genommen haben. Fahrtreppen, Aufzüge, Gleise und Betonbauteile vieler Streckenabschnitte und Bahnhöfe sind mittlerweile in die Jahre gekommen, müssen teils aufwendig erneuert werden. Im Zuge solcher Baumaßnahmen werden dann zumeist gleichzeitig Modernisierungsmaßnahmen durchgeführt. So haben viele Bahnhöfe neue Lautsprecheranlagen und akustisch optimierte Wand- und Deckenverkleidungen erhalten – und das alles bei laufendem Betrieb.

Tunnelanschlag bei der U3 Nordwest am 17. Oktober 2012 – © Stadt Nürnberg, U-Bahnbauamt

„Ein Meilenstein war für uns die Erneuerung des Bahnhofs Scharfreiterring in den Jahren 2015 und 2016 und die Eröffnung des neuen Streckenabschnitts Klinikum Nord – Nordwestring im ersten Quartal 2017“, sagt Hantke stolz. Auch die Bahnhöfe in Langwasser seien bald komplett revitalisiert und das Tauziehen um neue Lichtkuppeln aus Glas für die Fürther Straße habe man schließlich auch sehr gut lösen können. Außerdem ist die Erneuerung des U-Bahnhofs Muggenhof geplant, die voraussichtlich 2019 in die Ausführungsphase gehen wird. Speziell auf der Baustelle Großreuth geht auch die zukünftige Erweiterung des Streckennetzes voran. Im Zuge von Baumaßnahmen im bestehenden Netz müssen sich Fahrgäste immer auf Einschränkungen und größere Taktungen bei den Fahrplänen einstellen, wenn es zum Beispiel zum Eingleisverkehr kommt. Hantke: „Wir tun immer unser Bestes, um Verzögerungen und Einschränkungen gering zu halten.“

U-Bahn Nürnberg Klinikum Nord
Der neue U-Bahnhof Klinikum Nord in Nürnberg – © Stadtarchiv Nürnberg A96 Nr. 4579

Die U-Bahn gilt als unverzichtbares Verkehrsmittel in der Metropolregion

Der Individualverkehr in der Metropolregion stößt zunehmend an seine Grenzen. Immer mehr Autos füllen Nürnbergs Straßen und verringern das Platzangebot in der Innenstadt. Hier sorgt die Nürnberger U-Bahn für eine unverzichtbare Entlastung, auch was den Schadstoffausstoß und damit die Luftqualität betrifft. Seit Baubeginn 1967 wurden rund 1,5 Milliarden Euro in die Nürnberger U-Bahn investiert, aktuell sind es pro Jahr in etwa 25 Millionen Euro im Neubau und rund 8 Millionen Euro für die Erneuerung. „Ich bin mir sicher, dass die U-Bahn volkswirtschaftlich ein absoluter Gewinn ist, wenn man alle Faktoren miteinbezieht“, sagt Hantke.

U-Bahn Nordwestring Nürnberg
Der neue Streckenabschnitt der U3: Klinikum Nord – Nordwestring. – © Stadtarchiv Nürnberg A96 Nr. 4630

Die U-Bahn erreiche heute, gemessen an einem 500-Meter-Radius um die Bahnhöfe, 200.000 Einwohnerinnen und Einwohner und 180.000 Arbeitsplätze. Nach Ausbau der U 3 sind es nochmal 100.000 mehr. Dann werden zwei Drittel der Nürnberger Bevölkerung angebunden sein. Für die Zukunft wünscht sich Hantke indes noch mehr Planungsengagement. „Seit 50 Jahren generiert die U-Bahn kontinuierlich Aufträge für Architektur- und Ingenieurbüros, für Bau- und Elektrofirmen oder Tunnelbauunternehmen. Wir haben hier in Nürnberg ein hochqualifiziertes Team, das perfekt ineinandergreift. Dieses gilt es, durch regelmäßige Bau- und Erweiterungsmaßnahmen auszulasten, sonst verlieren wir zukünftig dieses Know-how und auf lange Sicht vor allem die Möglichkeit günstig U-Bahn zu bauen“, so Hantke.

Weitere Informationen über den U-Bahnbau in Nürnberg sind im aktuell erschienenen Buch „50 Jahre U-Bahnbau Nürnberg – Das Netz im Untergrund“ oder im Internet unter www./u-bahnbau.nuernberg.de  erhältlich.

Titelbild: Ein Zug der U-Bahnline 3 im Bahnhof Sündersbuehl in Nuernberg. Die U3 ist die erste vollautomatische U-Bahn, die im Mischbetrieb mit normalen Zügen betrieben wird. – © Ralf Schedlbauer/Stadt Nürnberg

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