Das Industrie- und Gewerbegebiet Sandreuth ist bereits seit den 1920er Jahren ein wichtiger Wirtschaftsstandort in Nürnberg. Seit über einem Jahrhundert steht er für Industrie und Produktion, bietet zahlreichen Unternehmen eine Heimat und schafft Arbeitsplätze für viele Menschen. Doch wie jeder Traditionsstandort steht auch Sandreuth vor den Herausforderungen, die neue Lösungen und Perspektiven erfordern. Zeit zu Handeln!
Mission: Gewerbeflächensicherung
Nürnberg ist eine kompakte gebaute Stadt. Flächen sind ein rares Gut und daher heiß umkämpft. Die Suche nach Flächen für Unternehmenserweiterungen oder Neuansiedlungen wird für investierende Unternehmen zunehmend schwieriger. Da derzeit und perspektivisch kaum neue Gewerbeflächen auf der grünen Wiese zur Verfügung stehen werden, ist es umso wichtiger die bestehenden Gewerbegebiete zu sichern und qualitätsvoll weiterzuentwickeln.
Wir sehen Nürnberg auch weiterhin als Standort für verarbeitendes Gewerbe und Industrie. Diese Branchen tragen nicht nur maßgeblich zur wirtschaftlichen Entwicklung bei, sondern schaffen auch zahlreiche Arbeitsplätze. Verarbeitendes Gewerbe und Industrie stehen laufend vor neuen Herausforderungen, die auch den Unternehmensstandort verändern. Der Wandel der Industrie, steigende Anforderungen an Energie- und Ressourcenmanagement, Fachkräftemangel und der zunehmende Wettbewerb um Flächen setzen auch etablierte Industriestandorte unter Druck. Einer davon: Das Gewerbegebiet Sandreuth.
Das Gewerbegebiet Sandreuth im Profil
Sandreuth ist ein 32 Hektar großes Industrie- und Gewerbegebiet in verkehrsgünstiger Lage südwestlich der Nürnberger Altstadt. Das Areal blickt auf eine über 100-jährige wechselhafte Geschichte zurück und ist einer der letzten bedeutenden Schwerindustrie-Standorte in Nürnberg. Prägend für den Charakter sind zwei große Gießereibetriebe im südlichen Teil, in denen Getriebegehäuse und Kolben für den Automobilbau hergestellt werden. Im nördlichen Teil sind eine Reihe von Kfz-Werkstätten und –händler als auch Bau- und Recyclingunternehmen angesiedelt. Im Gewerbegebiet sind rund 90 Unternehmen mit ca. 3.000 Arbeitsplätzen tätig. Der Gebietscharakter ist geprägt von industriellen Zweckbauten durchmischt mit historischen Klinkergebäuden der 20er Jahre. Der Grundriss reflektiert teilweise noch die frühere Erschließung mit Stichstrecken der Eisenbahn. Oder kurz: Das Gewerbegebiet präsentiert sich dem Betrachter wenig schön, mit wenig Grün, wild parkenden Fahrzeugen in den Straßen und viel industriellem Pragmatismus.
Wie dieses Gewerbegebiet als Standort für Industrie weiterentwickeln und für die Unternehmen und die Beschäftigten vor Ort attraktiver machen? Mit einer umfassenden Strukturanalyse ist die Wirtschaftsförderung Nürnberg im Jahr 2024 dieser Frage nachgegangen, hat die Entwicklungspotenziale des Traditionsstandorts aufgedeckt und konkrete Handlungsempfehlungen daraus abgeleitet.

Strukturanalyse: Gemeinsam Zukunftsthemen identifizieren
Die Strukturanalyse stützt sich auf den Input der Unternehmen im Gewerbegebiet, eigene Erhebungen und Fachwissen aus den zuständigen Bereichen der Stadtverwaltung angereichert durch einen umfassenden Dialog aller Akteure. Die Analyse benennt die acht zentralen Zukunftsthemen für das Gewerbegebiet: Standortsicherung, Adressprofilierung, Modernisierung, Ökologisierung, Erschließung und Vernetzung. Diese umfassen sowohl Problemlagen in einzelnen Unternehmen am Standort als auch Herausforderungen, die das gesamte Gewerbegebiet betreffen, wie zum Beispiel die anhaltende Verkehrsbelastung. Aus den Zukunftsfeldern wurden konkrete Handlungsempfehlungen abgeleitet, die in enger Zusammenarbeit mit den Unternehmen und der Verwaltung in den kommenden Jahren umgesetzt werden.
Standortsicherung und Adressprofilierung
Eine entscheidende Voraussetzung für die Unternehmen ist die planungsrechtliche Sicherung des Gebiets als Industriegebiet. Industrieproduktion muss auch in Zukunft in Sandreuth möglich sein. Investitionen in Infrastruktur und Gebäude, wie beispielsweise die Installation von Photovoltaikanlagen, tragen zur Standortbindung der Unternehmen und zur positiven Wahrnehmung bei. Es ist insbesondere wichtig, die Industrie im südlichen Teil des Gewerbegebiets zu stärken.

Modernisierung und Ökologisierung
Nachhaltige Strukturen und attraktive Arbeitsbedingungen gewinnen zunehmend an Bedeutung. Energie- und Ressourceneffizienz, die Beseitigung von Umweltrisiken und die Anpassung an den Klimawandel stehen in diesen beiden Zukunftsthemen im Vordergrund. Empfehlungen umfassen unter anderem den Ausbau erneuerbarer Energien, die Prüfung der Geothermienutzung und die ökologische Aufwertung von Grundstücken und Immobilien mit Hilfe von Begrünungsmaßnahmen.
Erschließung und Vernetzung
Eine effiziente Abwicklung von Gütern und Waren als auch eine sichere Verkehrsführung sind zentrale Standortfaktoren. Defizite in der Verkehrsführung oder beim ruhenden Verkehr führen zu Verzögerungen und Sicherheitsrisiken. Handlungsempfehlungen umfassen die Ausweitung von Halteverbotszonen, die Prüfung öffentlicher Stellplatzangebote und die Stärkung des ÖPNV- und Radverkehrs.

Beteiligung und Steuerung
Eine vertrauensvolle Partnerschaft zwischen Stadt und Unternehmen sowie Kooperationen unter den ansässigen Unternehmen sind wesentlich für die Standortentwicklung. Von einem regelmäßigen Austausch profitiert auch jedes einzelne Unternehmen. Die Etablierung eines Gebietsforums, Informationsveranstaltungen und ein Unternehmens-Netzwerk können die Zusammenarbeit und die Nutzung von Synergien innerhalb des Gewerbegebiets fördern.
Ausblick
Die durchgeführte Analyse bündelt die Anliegen der ansässigen Unternehmen und zeigt zentrale Herausforderungen auf. Auf dieser Basis wurde bereits begonnen, gezielte Maßnahmen umzusetzen, Beratungsangebote zu schaffen und Kooperationen aufzubauen. Erste Maßnahmen sind in Umsetzung. Dazu zählen vor allem die effizientere Abwicklung des Wirtschaftsverkehrs in der Nopitschstraße, die Erhöhung der Sicherheit und Funktionalität der Industriestraße sowie die Prüfung der Verbesserung der klimatischen Situation im Gewerbegebiet. Das Projekt ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie Wirtschaftsförderung, Verwaltung und Unternehmen gemeinsam zukunftsorientierte Lösungen erarbeiten können. Denn nur so bleibt Sandreuth auch in den kommenden Jahrzehnten ein Ort, an dem Tradition und Innovation Hand in Hand gehen.
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Titelbild: © Herwarth + Holz GbR, Berlin
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