Wirtschaftsstandort Nürnberg: Jahresrückblick

Wirtschaftsstandort Nürnberg: Jahresrückblick

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Ein ereignisreiches Jahr 2024 geht zu Ende. Was hat sich am Wirtschaftsstandort Nürnberg getan? Nutzen wir die Gelegenheit für ein paar Schlaglichter auf Wirtschaft und Wissenschaft.

Gewerbeflächen: Bestandsentwicklung im Fokus

Nürnbergs Gewerbegebiete sind für die städtische Wirtschaft von zentraler Bedeutung. Hier ist der überwiegende Teil der Unternehmen angesiedelt. Hier findet der größte Teil der Wertschöpfung statt. Dementsprechend ist die nachhaltige Stärkung und Weiterentwicklung von Gewerbegebieten ein Schwerpunkt der Arbeit der Wirtschaftsförderung Nürnberg.

In den letzten Monaten stand das Industrie- und Gewerbegebiet Sandreuth im Fokus. Der Traditionsstandort blickt auf eine mehr als hundertjährige Industriegeschichte zurück. In diesem Jahr wurde die umfassende Analyse des Gewerbegebiets abgeschlossen. Untersucht wurden u.a. Nachverdichtungsoptionen, Verkehr, Energie, Grüngestaltung. Die Ergebnisse wurden mit den Unternehmen vor Ort intensiv diskutiert, es wurden Handlungsfelder festgeschrieben und Umsetzungsmaßnahmen identifiziert. Erste Maßnahmen sind bereits in Umsetzung. Dazu zählen die effizientere Abwicklung des Wirtschaftsverkehrs in der Nopitschstraße, die Erhöhung der Sicherheit und Funktionalität der Industriestraße sowie die Prüfung der Verbesserung der klimatischen Situation im Gewerbegebiet.

Gewerbegebiet Sandreuth: Seit über 100 Jahren Standort für produzierendes Gewerbe und Industrie, Foto: Herwarth & Holtz GbR

Im kommenden Jahr wird mit dem Nordostpark ein weiteres Gewerbegebiet unter die Lupe genommen. Der Nordostpark zählt zu den drei großen Businessparks Nürnbergs. Aufgrund seines Besatzes an technologieorientierten Unternehmen, Forschungseinrichtungen und dem hohen Grünanteil ergeben sich ganz andere Anforderungen an die Gebietsentwicklung, die in einem langfristigen Entwicklungskonzept gefasst werden sollen.

Immobilienmarkt: Nürnberg als Standort weiterhin gefragt

Nürnberg ist und bleibt auch in wirtschaftlich unsicheren Zeiten ein gefragter Immobilienstandort. Das war auch in diesem Jahr Tenor der Gespräche auf Europas größter Immobilienmesse, der EXPO Real in München. Zuletzt wurden zahlreiche qualitativ hochwertige Immobilienprojekte auf den Weg gebracht. Im bundesweiten Vergleich zeigt sich der Standort robust – auch dank des ausgeprägten Know-hows in vielen technologischen Zukunftsfeldern und der massiven Aufwertung im Universitäts- und Hochschulbereich.

Gemeinschaftsstand der Europäischen Metropolregion Nürnberg auf der EXPO REAL 2024, Foto: Wirtschaftsförderung Nürnberg

Die Wirtschaftsförderung Nürnberg präsentierte den Standort vom 7. bis 9. Oktober 2024 auf dem Gemeinschaftsstand der Europäischen Metropolregion Nürnberg. In einer Vielzahl an Gesprächen stellte die Stadt ihre Stärken als Wirtschafts- und Immobilienstandort dar und diskutierte mit Projektentwicklern, Unternehmen und Dienstleistern über moderne Arbeits- und Wohnkonzepte.

Am Gemeinschaftsstand der Metropolregion Nürnberg, der inhaltlich von der Wirtschaftsförderung Nürnberg konzipiert wurde, traten 16 Partner auf – die stärkste Beteiligung seit dem Jahr 2015. Um verstärkt als attraktiver Standort für Ansiedlungen und Auslandsinvestitionen in Erscheinung zu treten, präsentiert sich Nürnberg im kommenden Jahr neben der EXPO REAL auch auf der Immobilienmesse MIPIM im französischen Cannes am Stand „German Cities & Regions“.

Wirtschaft: Megathema Transformation

Das Jahr 2024 war herausfordernd für die Unternehmen am Wirtschaftsstandort Nürnberg. Globale Krisen und der steigende Transformationsdruck aus Digitalisierung und Nachhaltigkeit prägten die wirtschaftliche Entwicklung.

Treiber der Digitalen Transformation war das Leitthema Künstliche Intelligenz (KI). Die gute Nachricht: Nürnberg wird Leuchtturmstandort für Künstliche Intelligenz in Bayern. Die im Aufbau befindliche Technische Universität Nürnberg (UTN) ist die erste auf KI spezialisierte Universität Deutschlands. Zentrales Großprojekt der UTN: Von Nürnberg aus wird der Aufbau einer eigenen Bayerischen KI gesteuert. Bereits jetzt forschen 200 Professuren in der Metropolregion Nürnberg an Künstlicher Intelligenz ‑ gut die Hälfte davon in Nürnberg und Erlangen. Weitere 250 KI-Expertinnen und Experten arbeiten am Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS – ebenfalls in Nürnberg und Erlangen.

Wie aber KI im Unternehmensalltag nutzen? Antworten auf diese Frage sowie viele konkrete Beispiele aus der Praxis gab die Veranstaltung „Künstliche Intelligenz in der Praxis – Chancen und Herausforderungen für den Mittelstand und das Handwerk“ der Wirtschaftsförderung Nürnberg zusammen mit NIK e.V. – Netzwerk der Digitalwirtschaft mit rund 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

KI-Ausstellung im Rahmen der Veranstaltung Künstliche Intelligenz in der Praxis – Chancen und Herausforderungen für den Mittelstand und das Handwerk“
Foto: Wirtschafts- und Wissenschaftsreferat Nürnberg

Erfreuliche Nachrichten auch aus dem Themenkomplex Transformation zur Nachhaltigkeit: Nürnbergs zentrale Anlaufstelle wird in den kommenden Jahren weiter ausgebaut. Der NKubator – Innovations- und Gründerzentrum für Energie, GreenTech und Nachhaltigkeit fördert Gründerinnen und Gründer aus dem Bereich Nachhaltigkeit und grüne Technologien und unterstützt Unternehmen (vorwiegend) aus Nürnberg bei der Transformation hin zu mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit. In den ersten zweieinhalb Jahren wurden 30 Startups betreut und rund 100 Arbeitsplätze geschaffen. In den kommenden Jahren wird das Service-Portfolio für Startups und Unternehmen bedarfsgerecht ausgebaut und werden weitere Flächen für Demonstratoren und Pilotfertigungen bereitgestellt.

Austausch mit Gründerinnen und Gründern am NKubator, Foto: ENERGIEregion Nürnberg e.V., Kurt Fuchs

Das große Interesse am Thema Nachhaltigkeit verdeutlichte im Jahr 2024 auch die Nachfrage nach Beratungen. Rund 100 Unternehmen nutzten Beratungsangebote des NKubator, weitere 40 die kostenfreien Impulsberatungen der Wirtschaftsförderung Nürnberg.

Die zentrale Steuerungs- und Vernetzungsfunktion Nürnbergs beim Hochlauf der bayerischen Wasserstoffwirtschaft wurde 2024 weiter gefestigt. Das Zentrum Wasserstoff.Bayern (H2.B) bleibt für fünf weitere Jahre bestehen. Das – auf dem ehemaligen AEG-Areal im Umfeld der Spitzenforschung am Energie Campus Nürnberg angesiedelte – H2.B ist Wasserstoff-Think Tank und zentraler Netzwerkknoten für 370 Akteure in Bayern. 2024 konnte die Wirtschaftsförderung Nürnberg zusammen mit der ENERGIEregion Nürnberg e.V. weitere Impulse für Wissens- und Technologietransfer in der Metropolregion geben. Highlight war der Aufbau eines Industriedialogs „Wasserstoff“ mit wichtigen Akteuren aus der Wirtschaft.

Industrie-Dialog „Wasserstoff“ am bayernhafen Nürnberg, Foto: ENERGIEregion Nürnberg e.V., Simon Reichenwallner

Kaum eine Branche war im Jahr 2024 so sichtbar von der Transformation betroffen wie die Fahrzeugzulieferindustrie mit rund 100.000 Beschäftigten in der Metropolregion Nürnberg. Im Rahmen des Projektes transform_EMN wurden Impulse für Vernetzung, Wissens- und Technologietransfer gegeben. So gingen in diesem Jahr u.a. eine Kompetenzdatenbank Automotive und eine Kampagne für Fachkräfte in der Zulieferindustrie an den Start. Auf dem Leitevent ‚Zukunftswerkstatt Automotive‘ diskutierten 350 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Zukunftsthemen der Branche. Die nächste ‚Zukunftswerkstatt Automotive‘ findet am 02.04.2025 in Coburg statt.

Wissenschaft: Neuer Raum für Spitzenforschung

Die zweite Jahreshälfte 2024 war gespickt mit Highlights für den Wissenschaftsstandort Nürnberg. Der Wissenschaftsstandort erhält neue Räume für Forschung und Entwicklung in Zukunftstechnologien im Bereich Digitalisierung und Nachhaltigkeit.

Weichen für neuen Campus der Technischen Hochschule gestellt: Für die Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm gab es im August gute Nachrichten. Der Freistaat Bayern erwarb Flächen auf dem ehemaligen AEG-Areal im Nürnberger Westen für den im Aufbau befindlichen zweiten Hochschulcampus der Technischen Hochschule Nürnberg. Seit knapp fünfzehn Jahren ist diese mit dem Nuremberg Campus of Technology und dem Energie Campus Nürnberg im Hochschulverband mit der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg auf dem ehemaligen Industrieareal präsent. Derzeit entstehen auf AEG zwei weitere große Campusgebäude – das Ohm Innovation Center und das Zentrum für Medien, Kommunikation und IT.

Das Ohm Innovation Center wird ab 2025 auf rund 8.000 Quadratmetern Platz bieten für Labore, Werkstätten und Co-Working-Bereiche. Etwa 150 Personen aus zehn verschiedenen Fachdisziplinen werden dort gemeinsam forschen und arbeiten. Schwerpunkte liegen auf Themen wie Hochwasserschutz, mobiler Robotik, regenerativer Energiegewinnung und ‑speicherung sowie Baustoff-Recycling und Künstliche Intelligenz. Im Zentrum für Medien, Kommunikation und IT werden zukünftig rund 1.600 Studentinnen und Studenten der Fakultäten Design und Informatik studieren.

Neues Gebäude für den Digital-Champion: Anfang Oktober konnte das Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen (IIS) sein neues Gebäude im Nordostpark beziehen. Mehr als 220 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Bereichen Künstliche Intelligenz, Internet of Things und Nachhaltigkeit entwickeln dort anwendungsorientiert Technologien, Verfahren und Methoden zum nachhaltigen und effizienten Erfassen, Übertragen, Speichern, Analysieren und Verwerten von Daten. Fraunhofer IIS ist schon seit vielen Jahren ein äußerst aktiver Player am Innovationsstandort Nürnberg. Bereits seit sechs Jahren unterstützt es mit dem ADA Lovelace Center Unternehmen aus der Region im Themenfeld Analytics und Daten. Die in Nürnberg entwickelten Technologien und Lösungen versprechen weitreichende Einsatzmöglichkeiten in einer zunehmend vernetzten und digitalisierten Industrie.

Eine Modelluniversität nimmt Formen an: Ebenfalls im Oktober wurde das erste Gebäude der Technischen Universität Nürnberg (UTN) auf dem neuen Campus im Nürnberger Südosten eröffnet. Der „Cube One“ zeichnet sich durch flexible Nutzungsmöglichkeiten und eine nachhaltige Bauweise aus. Zukünftig werden ca. 120 Beschäftigte in den Open-Space-Bereichen, Flex-Räumen und Lounges arbeiten. Im Jahr 2024 machte die Technische Universität Nürnberg große Schritte in Richtung Modelluniversität für Künstliche Intelligenz. Wichtige Meilensteine waren der Amtsantritt des neuen Gründungspräsidenten und KI-Experten Prof. Dr. Michael Huth, der Start der zweiten Kohorte des Masterstudiengangs „AI and Robotics“ und die Berufung von acht neuen Professorinnen und Professoren.

Das nächste Gebäude auf dem neuen Unicampus entsteht in Kooperation mit der Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm. Parallel laufen die Vorbereitungen für weitere Gebäude im Norden des Campusareals, die 2030 fertiggestellt werden sollen.

Cube One der Technischen Universität Nürnberg, Foto: Stefan Meyer

Die Wirtschaftsförderung Nürnberg ist Partnerin für 25.000 Unternehmen und die wissenschaftlichen Einrichtungen in Nürnberg und Zukunftsgestalterin des Wirtschafts- und Wissenschaftsstandorts. Wir unterstützen, fördern und gestalten. Auch im neuen Jahr sind wir für Sie da.

Titelbild: Uwe Niklas

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