Fast packt einen das Reisefieber, wenn man im tiefsten Süden Nürnbergs von der Südwesttangente abbiegt und sich jäh am Hafenbecken wiederfindet: riesige Lastenkräne, schwere LKWs, mit Glück ein Lastenschiff und natürlich jede Menge kunterbunte, meterhoch aufeinander gestapelte Container. Dafür, dass diese ihren Zielort pünktlich erreichen, sorgt die TriCon Container-Terminal Nürnberg GmbH. Geschäftsführer Marcus Dober erzählt, was den Standort so erfolgreich macht.
Rund 200.000 Ladeeinheiten schlagen Sie seit 2016 jährlich in Ihrem Container-Terminal um. Ist das eine gute Zahl – und was steckt hinter ihr?
Das ist in der Tat eine sehr gute Zahl. Einfach ausgedrückt bedeutet es, dass wir jedes Jahr rund 320.000 TEU (Maßeinheit für die Größe der Container. Die Abkürzung steht dabei für „Twenty Foot Equivalent Unit) auf die Schiene, den LKW oder das Wasser bringen. In den Spitzenzeiten zwischen 10 und 16 Uhr sind wir fast zu hundert Prozent ausgelastet. Zu verdanken haben wir das unserem guten Ruf. Und den wiederum dem Einsatz unserer Mitarbeiter. Denn typisch für TriCon ist, dass jeder mit Engagement und Herzblut bei der Sache ist und flexibel agiert: Man packt da an, wo man gebraucht wird. Da ist es schon mal vorgekommen, dass der Geschäftsführer die Fenster geputzt hat. Dieser Spirit ist für die Kunden spürbar, wie uns immer wieder rückgemeldet wird. Er macht unseren Erfolg aus und darauf bin ich auch sehr stolz.
Trotzdem ist noch Wachstum drin – nämlich dann, wenn wir es schaffen, neue oder bestehende Kunden von den derzeit noch weniger nachgefragten Randzeiten zu überzeugen. Auf einen 24-Stunden-Tag gesehen haben wir noch 30 Prozent freie Kapazität, die wir natürlich gerne auslasten würden. Deshalb versuchen wir, im persönlichen Gespräch unsere Kunden von den Nachtslots zu überzeugen.
Welche Möglichkeiten gibt es noch, mehr Wachstum zu generieren?
Ganz oben auf der Liste stehen – wie in vielen Branchen – die Chancen, die sich durch eine Digitalisierung unserer Geschäftsprozesse bieten. Da sehe ich tatsächlich noch viel Potenzial, obwohl wir das Thema seit unserer Gründung 2006 auf der Agenda und auch schon einiges optimiert haben. Zum Beispiel ist bei uns die papierlose Abfertigung auf Tablet-Basis Standard.
Digitalisierung und Automatisierung könnten uns helfen, unsere Mitarbeiter in Spitzenzeiten deutlich zu entlasten. Und so langfristig sogar in den Spitzenzeiten wieder neue Kapazitäten zu schaffen. Dazu müssten aber Standards eingeführt werden, die alle Beteiligten einhalten.
Für mehr Wachstum denken wir aber natürlich auch über eine bauliche Erweiterung unseres Terminals nach. Derzeit arbeiten wir mit zwei Modulen. Das ist schon heute eine ordentliche Größe, die uns von Anfang an zu einem der größten und leistungsfähigsten Container-Terminals in Süddeutschland gemacht hat. Aber: Die Nachfrage steigt kontinuierlich und lässt sich auf Dauer nur durch einen Ausbau decken.
Ein einheitlicher digitaler Standard für die Transportlogistikbranche – wie realistisch ist das?
Durchaus realistisch, wenn auch nicht in dem Tempo, in dem ich das gerne hätte (lacht). Leider ist es so, dass die Logistikbranche in puncto Digitalisierung eher langsam tickt. Weshalb wir –  gemeinsam mit lokalen Netzwerkpartnern wie bayernhafen Nürnberg oder bundesweit mit der SGKV Studiengemeinschaft Kombinierter Verkehr – ein bisschen versuchen, die Rolle eines Innovators zu übernehmen.
Wir sind viel unterwegs und versuchen, wichtige Player wie Transportunternehmen oder Operateure zum Mitmachen zu motivieren. Wir setzen uns zusammen, machen uns auf Kongressen schlau und bieten uns Forschungseinrichtungen als Projektpartner an. Nächstes Jahr starten wir beispielsweise gleich drei verschiedene Projekte mit dem Fraunhofer Institut. Die Ergebnisse werden dann der ganzen Branche zur Verfügung gestellt. Wenn die überzeugen, dann ist auf einen Zeitraum von – sagen wir mal – 5 Jahren sicherlich ein Standard möglich, der die Zusammenarbeit aller Akteure stark vereinfacht.
Wenn man die vielen Container so sieht, da fragt man sich: wohin gehen die alle? Und wie viele wohl auf dem Wasserweg?
Der Wasserweg ist in Nürnberg derzeit leider zu vernachlässigen – rund zwölf Schiffe sind es im Jahr, mehr nicht. Der Grund dafür ist der, dass sie ausschließlich im Rahmen von Spotverkehr eingesetzt werden, wenn auf der Schiene die Kapazitäten nicht ausreichen. Das liegt einfach daran, dass die meisten unserer Kunden Eisenbahnoperateure sind. Sie organisieren für Warenhersteller und Speditionen Schienentransporte von A nach B und vermitteln den Laderaum auf dem Zug. Die meisten Container gehen traditionell nach Hamburg, Bremerhaven oder Rotterdam in Holland. Drin sind häufig Consumer Goods wie Sportartikel oder aber Teile für die Automobilindustrie.
Genauso wichtig wie die Nordachse ist aber auch unsere Alpenverbindung Nürnberg-Verona. Das Güterverkehrszentrum (GVZ) bayernhafen Nürnberg findet sich mit dem GVZ Quadrante Europa, Verona im Ranking der europäischen Güterverkehrszentren in den Top 3. Seit einigen Monaten ist aber auch China mit einem wöchentlichen Zug an Nürnberg angebunden. Und aktuell haben wir auch Anfragen aus der Türkei und Südosteuropa – was für die Zukunft eine Erweiterung unserer Achse nach Osten bedeuten könnte. Das ist aber noch nicht spruchreif: Die Zukunft ist ungewiss, es ist viel in Bewegung und gerade das ist ja das Spannende in dieser Zeit und unserer Branche.
Praktische Links zum Thema
- Offizielle Webseite des TriCon Container-Terminals
- TriCon auf Youtube – einfach mal reinsehen!
- Jobs im Hafen: TriCon Karriere-Portal
Titelbild: Geschäftsführer Marcus Dober von der © TriCon Container-Terminal Nürnberg GmbH
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