So geht Wachstum: 12.000 Besucherinnen und Besucher beim Nürnberg Digital Festival 2018

So geht Wachstum: 12.000 Besucherinnen und Besucher beim Nürnberg Digital Festival 2018

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Von 300 auf 8.000 auf 12.000: Die Besucherzahlen des Nürnberg Digital Festivals sind Beleg einer echten Erfolgsgeschichte. Und Beleg dafür, wie sehr der digitale Wandel die Menschen bewegt. Im Vergleich zum Vorjahr besuchten 50 Prozent mehr Interessierte die 170 Veranstaltungen. Wir sprachen mit Ingo Di Bella, einem der Hauptorganisatoren des Festivals, über die Gründe für diesen rasanten Höhenflug und die wichtigsten Erkenntnisse.

Opening Night beim Nürnberg Digital Festival © Christian Mielke Nürnberg Digital Festival

Früher Nürnberg Web Week, jetzt Nürnberg Digital Festival – der neue Name zeigt, was Sache ist: das Themenspektrum ist heute deutlich größer als in der Anfangszeit. Ist das ein Grund für den großen Erfolg?

Di Bella: Sicherlich ist das zunehmend breite Angebot ein Grund für den starken Besucherzuwachs. Ich denke aber auch, dass es an der Struktur des Festivals liegt. Denn eigentlich sind wir ja kein einzelner Veranstalter, sondern viele. Jeder, der einen Workshop oder Vortrag anbietet, ist ein Veranstalter. Der große Vorteil: damit steht dem Nürnberg Digital Festival nicht nur ein Netzwerk für das Marketing zur Verfügung, sondern es wird durch über einhundert individuelle Netzwerke bekannt gemacht.

Das ist schon eine Größe – und auch eine Erklärung dafür, weshalb das Festival ständig weiterwächst. Und damit natürlich ganz automatisch auch die Themenvielfalt. Ihr ist es zu verdanken, dass aus dem ursprünglichen Nerd Happening inzwischen ein digitales Event für alle geworden ist. Da sind wir auch ein Stück stolz darauf. In diesem Jahr war ein Viertel aller angebotenen Veranstaltungen von allgemeinem Interesse und für jedermann verständlich. Es kommen Menschen jeder Altersgruppe und mit ganz unterschiedlichem, beruflichem Hintergrund. Und sogar bereits aus aller Welt. Gemeinsam aber ist allen, dass sie offen sind für Neues und auf der Suche nach Inspiration.

Das Nürnberg Digital Festival findet an vielen Orten in der Stadt statt: Hier im JOSEPHS! © 2018 Stefan Kleeberger / Nürnberg Digital Festival

170 Events waren es in diesem Jahr – viele davon umfassten sogar mehrere Vorträge. Lässt sich dennoch eine Quintessenz daraus zusammenfassen? Was sind die großen Herausforderungen der Digitalisierung an Gesellschaft und Unternehmen jetzt und in naher Zukunft?

Di Bella: Eine zentrale Botschaft, die immer wieder in vielen Vorträgen zum Tragen kam, war: Komfort ist King. Produkte, die den Menschen den Alltag oder die Arbeit erleichtern, werden sich durchsetzen. Wenn man dabei die Nutzungsdaten analysiert, lassen sich die Produkte optimieren oder neue entwickeln.

Zweites Learning: wer Digitalisierung erfolgreich umsetzen möchte, muss mutig sein. Nämlich den Mut haben, mit einem noch nicht fertigen Produkt auf dem Markt zu gehen. Und dann den Anwender mitentscheiden zu lassen, wie es sich optimieren lässt. Solch auf Kundenfeedback basierendes – und damit datengetriebenes und agiles Handeln – wird in Zukunft verstärkt erfolgsentscheidend sein. Tesla und Apple zeigen wie es geht, in Deutschland ist dieses Vorgehen derzeit aber noch fast undenkbar. Unser Perfektionismus steht uns im Weg. Wir haben einfach keine Fehlerkultur, in der Fehlermachen als Optimierungschance begriffen wird.

Das heißt: für eine erfolgreiche Digitalisierung in allen Lebensbereichen muss sich erst einmal in den Köpfen etwas ändern. Und genau das ist auch das dritte Learning aus dem diesjährigen Digital Festival: nämlich, dass sich der digitale Wandel nicht auf die Entwicklung neuer Technologien reduzieren lässt. Der weitaus wichtigere Erfolgsfaktor dafür ist der Mensch.

Ingo di Bella © Jens Liebenberg Sellwerk

1.200 Kinder nahmen in diesem Jahr am Nürnberg Digital Festival teil. Wie schafft man das?

Di Bella: Wenn wir etwas in den Köpfen der Menschen bewegen wollen, ist es am einfachsten, wir fangen bei den Kindern an. Den echten Digital Natives. Deshalb haben wir gezielt darum geworben, dass uns Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche angeboten werden. Vor zwei Jahren war das erste Mal eine Veranstaltung für vierzig Kinder dabei. Dieses Jahr waren es schon deutlich mehr Angebote für Kinder, über tausend haben sie wahrgenommen.

Das ist großartig und allein dem großen Engagement der vielen Vortragenden zu verdanken. Menschen, die zuvor noch nie mit Kindern gearbeitet haben. Die aber für digitale Projekte brennen und diese Begeisterung weitergeben wollen. Dafür noch einmal an dieser Stelle ein großes Dankeschön! Aber: wenn es nach mir ginge, hätten es noch viel mehr Kinder sein müssen – deshalb meine Bitte an alle Schulen und Einrichtungen: melden Sie sich und Ihre Klassen oder Gruppen zum nächsten Digital Festival an, gerne auch jetzt schon und mit Interessensschwerpunkten!

2019 wird das Nürnberg Digital Festival im Sommer stattfinden! © Nürnberg Digital Festival

Blick in die Zukunft: Was bringt das nächste Nürnberg Digital Festival 2019 – zeichnen sich jetzt schon Themenschwerpunkte ab?

Di Bella: Was 2019 thematisch bringt, weiß noch keiner vom Organisationsteam. Das ist ja gerade das Spannende, dass nicht wir die Inhalte definieren, sondern die Themen von außen eingekippt werden. Wer will, macht mit. Und es entstehen ja ständig neue Themen, die wir heute vielleicht noch gar nicht sehen.

Ich gehe aber davon aus, dass das Thema der Automatisierung weiter an Bedeutung gewinnen wird. Automatisches Erfassen von Kundenfeedback – zum Beispiel im Einzelhandel durch den Einsatz von Sensoren direkt an der Ware. So könnte schon bald erfasst werden, welches Produkt oft aus dem Regal genommen, letzten Endes aber nicht gekauft wurde. Das optimiert Einkauf und Produktentwicklung. Und das ganz automatisch.

Eine Änderung kann ich aber jetzt bereits mitteilen: das nächste Nürnberg Digital Festival findet bereits vom 12. bis zum 22. Juli 2019 statt. Ich bin gespannt, ob der Sommer Auswirkungen auf die Veranstaltungsformate haben wird. Ob die Akteure raus auf die Straße gehen. Ich würde mich freuen!

„I denk scho WEIDA!“ © 2018 Katharina Mages

Praktische Links zum Thema

Titelbild: © Nürnberg Digital Festival

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