Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist in Nürnberg so hoch wie noch nie zuvor und hat bereits im September die Marke von 300.000 geknackt. Um die Zukunft des Nürnberger Arbeitsmarktes durch ausreichend qualifiziertes Fachpersonal zu sichern, hat das Wirtschaftsreferat bereits frühzeitig reagiert und 2016 eine umfangreiche Studie zur Situation der Fachkräfte in technologieorientierten Nürnberger Wachstumsbranchen durchführen lassen.
Darauf aufbauend sollen gezielte Maßnahmen eingeleitet werden, um den Fachkräftebedarf vor allem in diesen Branchen nachhaltig zu sichern. Als Fachkräfte gelten Personen mit einem abgeschlossenen Hochschulstudium oder einer abgeschlossenen mindestens zweijährigen Ausbildung im jeweiligen Fachbereich. Dr. Michael Fraas, Wirtschaftsreferent der Stadt Nürnberg: „Gemeinsam mit unseren Partnern aus Kammern, Cluster-Initiativen und Verbänden müssen wir sicherstellen, dass die Unternehmen auch in Zukunft genügend Fachkräfte zur Verfügung haben. Denn der Wettbewerb um Talente verschärft sich.“
Vor allem die technologieaffinen Branchen Informations- und Kommunikationswirtschaft, Logistik, Verkehrstechnik sowie Energie und Umwelt seien in Nürnberg und der Metropolregion stark vertreten und daher prädestiniert, um durch gezielte Unterstützungsmaßnahmen bei der Sicherung ihrer Fachkräftebasis unterstützt zu werden.
Fachkräfte-Monitoring deckt Handlungsbedarfe auf
Um im Wettbewerb die Talente Nürnberger Unternehmen bestmöglich unterstützen zu können, hat das Wirtschaftsreferat die Dortmunder „START Forschungs- und Beratungsgesellschaft mbH“ mit der Erstellung eines Fachkräfte-Monitorings für Nürnberg beauftragt.
Durch einen Mix aus persönlicher Befragung, Online, Telefon und Faxinterviews konnte man Verantwortliche aus 571 Unternehmen der vier relevanten Branchen erreichen. Außerdem wurden Experten der Nürnberger Initiative für die Informations- und Kommunikationswirtschaft NIK e.V., des Center for Transportation & Logistics Neuer Adler e.V., der ENERGIEregion Nürnberg e.V., der Industrie- und Handelskammer Nürnberg für Mittelfranken, der Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg befragt.
Das Ergebnis: Die Unternehmen in den untersuchten Branchen sind stark abhängig von bundesweit gefragten Fachkräften wie Ingenieuren verschiedener Fachrichtungen, Informatikern, Softwareentwicklern, aber auch Fachkräften aus den Bereichen Mechatronik, Elektronik, Automatisierungstechnik und Energietechnik. Zudem ist der Bedarf an Fachkräften im Bereich Verkehrstechnik besonders hoch.
Hier sucht aktuell jedes zweite der befragten Unternehmen nach Personal. In den übrigen Branchen gab rund ein Drittel der Unternehmen an, auf der Suche nach geeigneten Bewerbern zu sein. Denn nicht nur die Bewerberzahlen insgesamt seien zu niedrig, so ein weiteres Ergebnis der Studie: Auch die fehlende Qualifikation der Bewerber sei ein ständiges Problem. Um diese Probleme zu beheben, wurden durch die Dortmunder START Forschungs- und Beratungsgesellschaft mbH eine Reihe von Maßnahmen vorgeschlagen:
- Mehr Sichtbarkeit für kleinere und mittlere Unternehmen schaffen
- Rekrutierung aus der Hochschule durch engere Vernetzung befördern
- Ausbildungsnachwuchs stärken
- Standortmarketing als Gemeinschaftsaufgabe begreifen
Stärkerer Fokus auf Ausbildungsnachwuchs und unternehmensinterne Weiterbildung
Die Ergebnisse wurden zum Anlass genommen, um das bereits vorhandene Förderangebot wie die „Azubi-Akademie“ oder die Initiative „Hi Potential“ durch verschiedene zielgerichtete Aktivitäten zu erweitern. In dem Fachkräftenetzwerk „Allianz pro Fachkräfte“, in welchem das Wirtschaftsreferat als Netzwerkpartner mitwirkt, werden sämtliche Fördermaßnahmen gebündelt. Zudem sollen neue Beratungs- und Qualifizierungsangebote im Bereich der Digitalisierung dazu beitragen, insbesondere kleine und mittlere Unternehmen bei der digitalen Transformation zu unterstützen.
Das Projekt DIGIT US ist ein aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördertes Angebot für  Unternehmen in der Metropolregion Nürnberg, um mit professioneller Unterstützung das Thema Digitaler Wandel bzw. Industrie 4.0 betriebsintern zu gestalten und umzusetzen. Hierzu begleiten Experten das Unternehmen ein Jahr lang mit Seminaren, Workshops, Webinaren und weiteren E-Learning-Formaten.
Das Projekt der GPQ Nürnberg soll dazu beitragen, das Wissen der vorhandenen Mitarbeiter zu erweitern und somit eigene Fachkräfte für die Zukunft auszubilden. Weitere Hilfe zur Umsetzung der Digitalen Transformation im eigenen Unternehmen, bietet das bundesweite ESF-Förderprogramm unternehmensWert Mensch plus. Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) mit weniger als 250 Beschäftigten kommen hier in den Genuss des Arbeiten 4.0-Sofortprogramms. Im Rahmen einer professionellen Unternehmensberatung werden Unternehmen fit für die Digitalisierung gemacht.
Gefördert werden 80% der Kosten für einen gelisteten Unternehmensberater, der gemeinsam mit den Betrieben personalpolitische Konzepte im Zusammenhang mit der Digitalisierung erarbeitet. Das Ziel sind passgenaue Lösungen, um Mitarbeiter, Personalführung und Unternehmenskultur auf die Herausforderungen der digitalen Arbeitswelt vorzubereiten. Aktuell gibt es noch genügend Kapazitäten, um interessierte Unternehmen in eines oder sogar beide Initiativen einzubinden.
Titelbild: Man wearing virtual reality goggles © Halfpoint / shutterstock.com
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