Neben dem Nürnberger Lebkuchen gibt es noch ein anderes Lebensmittel, das internationalen Ruhm erlangte und mittlerweile als Exportschlager gilt: Die Nürnberger Bratwurst, mit vollem Namen auch Nürnberger Rostbratwurst genannt. Mittlerweile über 700 Jahre alt, sieben bis neun Zentimeter lang und maximal 25 Gramm schwer, erfreut sich die Bratwurst größter Beliebtheit, z. B. zum Kraut oder im „Weggla“, wie der Franke sagt. Ob Tourist oder Einheimischer, bei einem Bummel durch die Stadt kann einen schon mal die Nase vom Weg abbringen und zum nächsten Bratwurststand lotsen. Über die Geschichte einer fränkischen Spezialität.
Von der Entstehung bis hin zum Schutzsiegel
Erstmals Erwähnung fand die Nürnberger Bratwursttradition im 14. Jahrhundert. Damals durften nur spezialisierte Schweinemetzger die Nürnberger Bratwurst herstellen und mussten diese täglich den Metzgern und Marktmeistern vorlegen. Ihre Erzeugnisse wurden dann unter anderem strengstens nach Rezeptur und Fleischzusammensetzung geprüft. Geboren wurde die 25-Gramm Bratwurst schließlich im 16. Jahrhundert. Eine der größten Zäsuren in der Bratwurstgeschichte war der Zweite Weltkrieg, denn bei der Zerstörung Nürnbergs blieben auch die meisten altehrwürdigen Bratwurstküchen nicht vom Bombenhagel verschont. Nach und nach ging es jedoch wieder steil bergauf mit den Nürnberger Bratwürsten. So entstanden zahlreiche neue Bratwurstküchen, der Wurstverzehr stieg und im Jahr 2003 wurde die Bezeichnung Nürnberger Rostbratwürste sogar mit dem Europäischen Schutzsiegel g. g. A. (geografisch geschützte Angabe) ausgezeichnet. Das Siegel bestätigt, dass alle als „Nürnberger Rostbratwürste“ im Stadtgebiet Nürnberg nach festgeschriebener Rezeptur, die im März 1998 durch einen Beschluss des Ausschusses für Recht, Wirtschaft und Arbeit der Stadt Nürnberg festgelegt wurde, hergestellt werden. Damit haben die Nürnberger Bratwürste als erste Bratwurstspezialität der Welt die Rechte einer geschützten Herkunftsspezialität erhalten.
Schon Goethe floss das Wasser im Munde zusammen
Zahlreiche Mythen und Sagen ranken sich um die beliebten Leckereien. So sind einer Legende nach die Nürnberger Bratwürste so klein, damit sie im mittelalterlichen Franken auch noch nach der Sperrstunde an hungrige Kunden durch die Schlüssellöcher verkauft werden konnten. Einer weiteren Legende nach verschlang der Nürnberger Stadtrichter Hans Stromer, der 1554 wegen Spionage und Veruntreuung in den Turm geworfen wurde, während seiner 38-jährigen Kerkerhaft 28.000 Exemplare. Außerdem ist von Johann Wolfgang von Goethe überliefert, dass er sie sich regelmäßig nach Weimar schicken ließ, weil sie ihm einfach so lecker schmeckten.
Jährlich knapp eine Milliarde Würstchen in aller Herren Länder auf dem Teller
Zahlreiche Metzger in der Stadt Nürnberg haben sich unter anderem der Herstellung der Nürnberger Bratwürste verschrieben. Manche größeren Hersteller bringen es alleine auf rund 5.000 Tonnen Bratwürste pro Jahr, das sind umgerechnet 250 Millionen Stück. Laut dem Schutzverband Nürnberger Bratwürste e.V. werden in Nürnberg jedes Jahr ca. eine Milliarde der beliebten Würste hergestellt. Ließe sich aus ihnen eine Kette spannen, würde diese sage und schreibe dreieinhalb Mal um den Globus reichen!
Die Nürnberger Rostbratwurst landet inzwischen weltweit auf den Tellern. Menschen in Hongkong, Finnland oder Ungarn kommen auf den Genuss. Dass die Nürnberger Bratwürste weiterhin so begehrt sind liegt nicht nur daran, dass ein berühmter Fussballfunktionär, dem einer der größten Bratwursthersteller gehört, mit dem „Nürnburger“, ein cleverer Marketingcoup gelang, der ihnen zu noch mehr Ruhm verhalf. Es liegt schlicht an ihrem Geschmack, der über all die Jahrhunderte nichts an Beliebtheit einbüßte. Und auch wenn sie immer noch überwiegend auf die klassische Weise verzehrt werden, gibt es sie inzwischen in allerlei Variationen, ob zum Spargel, auf Flammkuchen oder sogar im mediterranen Nudelsalat.
Titelbild: Drei im Weggla – Der Nürnberger Exportschlager – © Uwe Niklas/CTZ Nürnberg
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