Nürnberger Einzelhandel: Digital unterstützt durch die Corona-Krise

Nürnberger Einzelhandel: Digital unterstützt durch die Corona-Krise

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Der Lockdown kam für viele deutsche Einzelhändler einer Katastrophe gleich. Doch nicht für alle. Mancher, der bereits vorher mit Webshop und Präsenz in den sozialen Medien erfolgreich war, manövrierte sich meist ebenso erfolgreich durch die Krisenzeit. Wir zeigen Beispiele aus Nürnberg!

War es bei einem der Webshop, so war es beim anderen das permanente Kontakthalten zum Kunden und ein klar verbesserter Lieferservice, die die Nachfrage im stationären Ladengeschäft aufrechterhielten. Werkzeug Nummer eins in der Corona-Phase war dabei für viele Einzelhändler das Internet – und ganz vorne dabei die sozialen Medien.

Denn: Nicht jeder Einzelhändler verfügt in seinem Internetauftritt auch über einen integrierten Webshop. Und weil der auch nicht von heute auf morgen aus dem Boden gestampft werden kann, bietet beispielsweise die Plattform Instagram eine interessante Alternative. Denn: Hier können Produkte direkt verkauft werden. Häufig aber wurden Kanäle wie Facebook & Co. auch einfach zum Kontakthalten der Kundschaft genutzt – oder um auf neue Serviceangebote wie beispielsweise kostenlosen Lieferservice aufmerksam zu machen. Und die Kunden haben das Angebot dankbar angenommen.

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Digitale Strategien im Nürnberger Einzelhandel

Auf diese Weise sind findige stationäre Ladengeschäfte relativ gut durch die Krise gekommen. Solche, die bereits vor dem März 2020 im Internet und auf sozialen Kanälen aktiv waren, genauso wie solche, die erst durch die Krise neue Wege gingen. Hier stellen wir Erfolgsbeispiele aus Nürnberg vor:

Einzelhandel in Nürnberg © Florian Trykowski / CTZ

Lifestyle-Laden Fachmarie: Schaufenster-Shopping und gute Nachbarn

Irene Sengers Glückboutique in der Fürther Straße kennen alle im Stadtteil Gostenhof – und fast alle in Nürnberg. Schon vor dem Lockdown war sie in sozialen Medien wie Facebook, Pinterest und Instagram aktiv, doch ab März lief das Fachmarie-Team zur Höchstform auf. So wurde deutlich mehr gepostet, und die Website wurde – genau wie das Schaufenster – komplett umgebaut. Online entstand auf diese Weise ein virtueller Kaufladen mit verschiedenen Abteilungen. Gleichzeitig wurden alle sieben Schaufenster umfangreicher mit ausgepreister Ware bestückt – verbunden mit dem Hinweis, dass sich im Laden eine Mitarbeiterin befindet, die quasi „hinter Glas“ das gewünschte Stück auch gerne näher präsentiert und zur Bestellannahme telefonisch erreichbar ist. Auch auf den sozialen Medien wurde die Ware präsentiert. Schaufenster-Shopping reell und virtuell – und das ganz ohne Webshop. Auf den verzichtet die Fachmarie aufgrund des stetigen Sortimentwechsels ganz bewusst.

Ihr Tipp: Enge Vernetzung mit anderen Läden in der Nachbarschaft! So kam es beispielsweise dazu, dass die Metzgerei um die Ecke ein halbes Schaufenster an die Fachmarie abtrat, damit diese dort weitere Waren präsentieren konnte. Das gute Verhältnis will Fachmarie auch in Zukunft pflegen – genauso wie drei- bis viermal wöchentlich ihre sozialen Kanäle.

Irene Sengers in ihrem Landen Fachmarie in Nürnberg © Fachmarie – die Glücksboutique

Buchhandlung Bücherwurm: Lieferservice und Kinder-Entertainment

Einen Online-Shop gibt es hier schon lange – deshalb fiel es Inhaberin Manuela Mankus auch relativ leicht, ihr Geschäft während des Lockdowns am Laufen zu halten. Über die ebenfalls schon bestehenden Social Media Präsenzen auf Facebook und Instagram wurden nun jedoch verstärkt Bücher vorgestellt und besprochen, für Erwachsene und für Kinder. Mit Erfolg: Die Zahl der Online-Bestellungen ging so nach oben, dass trotz Ladenschließung immer ein Mitarbeiter vor Ort in der Buchhandlung beschäftigt war – mit Päckchen packen. Nicht nur Bücher, sondern auch Beschäftigungspakete für gelangweilte Kinder, die individuell nach Budget, Alter und Vorlieben zusammengestellt wurden und sehr großen Anklang fanden. Auch die Auslieferung übernahmen die Mitarbeiter selbst. Einen großen Vorteil der digitalen Kanäle sieht Mankus in der Geschwindigkeit und Flexibilität: Es ist jederzeit möglich, mit seinen Kunden zu kommunizieren, selbst wenn diese nicht im Laden stehen. Schließlich ist es der Mensch, der dem anderen in der Krise die Stange hält.

Ihr Tipp: Kunden darüber auf dem Laufenden halten, was man zu bieten hat – Produkte, Services und Lösungen für besondere Anlässe wie eben die Corona-Krise. Und das auf allen Kanälen, die zur Verfügung stehen. Neben sozialen Medien auch im Schaufenster, auf Plakaten oder auf der Stadtteil-Website.

Buchhandlung Bücherwurm in Nürnberg © Bücherwurm Nürnberg

Evas Teeplantage: Unabhängigkeit durch digitale Langzeit-Strategie

Einen Webshop betreibt Alexander Poetsch von Evas Teeplantage schon lange – und sehr erfolgreich. Rund 70 Prozent seiner Kunden kommen aus ganz Deutschland, während im Ladengeschäft am Laufer Schlagtor die anderen 30 Prozent unterwegs sind. Die Corona-Krise hat das Online-Geschäft noch einmal beflügelt – nicht zuletzt, weil Poetsch den Lockdown dazu nutzte, seine Teeseminare um Online-Formate zu ergänzen, sodass diese künftig auch als Videokurse buchbar sind – und damit für den gesamten deutschsprachigen Raum verfügbar. Auch produzierte der Tee-Profi deutlich mehr Videoclips als zuvor, etliche davon auch durchaus selbst gedreht und damit semi-professionell. Die Kunden stören sich nicht daran – im Gegenteil: Es wird geschätzt, wenn es menschelt. Das Erfolgsrezept, gerade auch während des Lockdowns: Immer mit dem Kunden auf Tuchfühlung bleiben – egal auf welchem Kanal: Website, soziale Medien, E-Mail oder sogar per Telefon. Nur schnell antworten solle man. Schnelligkeit gilt übrigens auch für die Lieferung. Die erfolgt künftig im Idealfall innerhalb eines Tages, Vorbild Amazon!

Ihr Tipp: Wenn es Sinn macht, unbedingt einen Onlineshop einrichten – sogar ein Bankkredit dafür rechnet sich! Und Learnings aus der Corona-Krise? Die eigenen Ladenöffnungszeiten unter die Lupe nehmen. Vielleicht muss nicht immer geöffnet sein. Die so gewonnene Zeit kann in Webshop und Social Media gesteckt werden!

Alexander Poetsch, Evas Teeplantage Nürnberg © Evas Teeplantage

CHESI Messerschleiferei: Service über soziale Medien und Telefon aufrechterhalten 

Ein Handwerksbetrieb mit einer über hundertjährigen Tradition und trotzdem ganz vorne mit dabei, wenn es um die Nutzung sozialer Medien geht: Die Messerschleiferei Chesi legte auch während des Lockdowns Wert auf engen Kontakt zu ihren Kunden. Die konnten ab Stunde X nicht nur telefonisch, sondern auch über Facebook und Instagram Termine für den stark nachgefragten Schleifservice vereinbaren – Abgabe und Abholung. Ein Angebot, das sehr gut angenommen wurde. Auf diese Weise konnte im Geschäft zumindest der Werkstattbetrieb aufrechterhalten und gleichzeitig die Kundenbindung gestärkt werden. Außerdem präsentierte sich das CHESI-Team auf der Internetseite „Erlebnis Nürnberg“, die dem lokalen Einzelhandel eine weitere Möglichkeit bot, mit Nürnberger Verbrauchern in Kontakt zu treten. Auch nach dem Lockdown ist man weiterhin online aktiv: So werden die sozialen Medien dazu genutzt, neue Produkte zu präsentieren oder Vorher-Nachher-Stories rund um den Messerschleif-Service zu erzählen. Ein Onlineshop ist jedoch nicht geplant, die persönliche Beziehung zum Kunden und Beratung ist der wichtigste Erfolgsfaktor des Geschäfts.

Sein Tipp: Sich im Online-Marketing auf einige wenige Dinge fokussieren und feste Ziele setzen. Auf diese Weise geht man sicher, die wenige vorhandene Marketingzeit auch sinnvoll und effizient zu nutzen.

Messerschleiferei Chesi in Nürnberg © Chesi Messerschleiferei

Die oben genannten Beispiele belegen: der ständige Kontakt zum Kunden ist der Erfolgsfaktor Nummer eins für erfolgreiche Ladengeschäfte. Den Lockdown gut überstanden hat, wer hier bereits vorher gut aufgestellt war und bei seinen Kommunikationsaktivitäten und im Service noch eine Schippe draufgelegt hat und gute Kontakte zu anderen Ladengeschäften in der Nachbarschaft pflegt.

Alle Web-, Facebook- oder Instagram-Auftritte aus diesem Beitrag auf einen Blick

Titelbild: Einzelhandel in Nürnberg © Florian Trykowski / CTZ

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